FIRST 36 selbst tunen oder die SE-Variante kaufen?
Arno Böhnert zeigt seine hochgezüchtete FIRST 36
Sie haben es sicher in den Social Media-Kanälen von BENETEAU und Seascape Edition mitbekommen: Vor wenigen Wochen stellt die Werft im slowenischen Portoroz endlich die SE-Variante der FIRST 36 vor. „SE“, das steht für „Seascape Edition“. Ein Suffix, der bisher die 14er, 18er und 27er Performance Cruiser ziert. Der Rumpf und die generellen Eigenschaften der SE-Boote sind gegenüber den FIRST-Booten gleich, was die SE eint, ist ein konsequentes Gewichtsparen, höherwertigere Beschläge und der Fokus auf den Primäreinsatz als Regatta- und Rennboot.
Die neue FIRST 36, der erste echte Vertreter aus der neugeschaffenen Gattung der „Gleitkreuzer“ (eng.: Planning Cruiser), hat lange auf sich warten lassen, bis sie mit dem SE-Prädikat geadelt wurde. Das lag allerdings vor allem daran, dass es die Konstrukteure um Sam Manuard und Lorenzo Argento aufgrund der sensationellen Segelleistungen dieser Yacht schon als Standardboot schwer hatten: Wo soll man hier ansetzen? Nun haben sie es aber geschafft. Und das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen!
Die neue FIRST 36 SE: Knallharter Racer für die ORC-Regattabahn (und mehr)
Herausgekommen ist ein Boot, das im Vergleich zur Schwester satte 400 Kilogramm leichter ist! Hinzu kommt, dass durch einige Verbesserungen beim Layup der GfK-Matten und der Infusionstechnik ein insgesamt steiferes und robusteres Boot entstanden ist. Die Glasfaserteile sind komplett mit einem synthetischen Schaumkern versehen. Das ORC-Rating hat sich dadurch ebenfalls verbessert: Sie können also mit der FIRST 36 SE in einer ORC reglementierten Regatta etwas langsamer segeln …
Wo konnte die fast halbe Tonne Gewicht eingespart werden?
Vieles im Rumpf, das meiste aber, indem man weglässt: Innen ist die FIRST 36 SE so spartanisch gehalten, wie es nur geht. Keine Kabinentüren (außer für das Badezimmer), keine schweren Bodenbretter (dafür leichte Bretter aus Hart-Schaumkern), keinerlei schmückendes Beiwerk. Anstelle dessen Carbon, Leichtbau, Mesh. Das Vorschiff wird komplett nur als Segellast genutzt, was die beiden schweren Kojenbretter samt Matratzen einspart. Leichtbau, wohin man schaut. Auch das Cockpit überzeugt. Die schweren Steuerräder (vor allem die Mechanik unter Deck) ist durch eine einfache, aber wirkungsvolle Pinnensteuerung ersetzt worden. Alles ist aufgeräumt – race ready!
Segelboot-Tuning mit Arno Böhnert
Dass der Schlüssel zu mehr Performance in der Kombination aus möglichst wenig Gewicht bei größtmöglicher Segelfläche liegt, das war Arno Böhnert aus Hamburg schon immer klar. Er ist einer der ersten überhaupt, die nach der Einführung der FIRST 36 dieses Boot bestellt haben. Wenn Sie vor vier Jahren auf der BOOT Düsseldorf waren, dann waren Sie an Bord seines Bootes – SALICORNIA. Das Segelprojekt hat er gemeinsam mit seinem Onkel aufgezogen: Er als all-out Racer, der Onkel als flotter Fahrtensegler. Die Vielseitigkeit der FIRST 36 hat sie von Anfang an überzeugt, erzählt er uns, als wir ihn an Bord besuchen: Keine andere Yacht auf dem Markt bietet so viel Segelpower und Cruising-Komfort gleichermaßen, sagt er.
Arno wirkt noch etwas verschlafen: Erst am Tag vorher hat er das prestigeträchtige Baltic 500 beendet. Beendet? Gewonnen! Und zwar in seiner Klasse ORC 1. Er sagt, das Baltic 500 ist, was das Double Hand-Racing angeht, das wohl anspruchsvollste Rennen, das man in der Ostsee, wenn nicht sogar in ganz Europa machen kann. „Definitiv anspruchsvoller als DM oder EM“, meint er. Die Leistungsdichte im Feld ist enorm, die Titelaspiranten sehr dicht beieinander. „Wenn Du hier an den Start gehst, wirst Du eine Menge Spaß haben, keine Frage – aber Du wirst auch sehr schnell merken, dass dies keine Spaßregatta ist, sondern von Anfang bis Ende gefightet wird.“ Wo sonst kann man nach 90 Stunden Racing auf der buchstäblich letzten Meile vor dem Ziel noch hochmotivierte Segelwechsel beobachten? Neben seglerischem Können, bestem Wetter-Routing und Top-Taktik kann sich Arno jedenfalls auf eines verlassen: Seine Rennmaschine. SALICORNIA hat mit einer Standard-FIRST 36 nicht mehr wenig zu tun …
Dass es sich bei diesem Boot um ein ganz besonderes Exemplar handelt, das sehen wir schon, als wir uns dem Heck der Yacht auf dem Steg nähern. Zwar sind alle freien Flächen der Decks mit den feuchten Segeln bedeckt, die Arno zum Trocknen in die Sonne hievt, aber man kann schon vieles von Weitem erkennen: Hier war jemand am Werk, der wusste, was er will. „Die FIRST 36 segelt fantastisch bei moderaten und starken Winden“, sagt Arno. „Wo sie für meinen Geschmack in punkto Konkurrenzfähigkeit noch einen Schubbs brauchte, das war die Leichtwindperformance.“ Wie Sam Manuard und Lorenzo Argento bei der FIRST 36 SE auch, wusste Arno schnell, wo er ansetzen musste: Die Kilos müssen runter!
Gewichtsparen ist das A und O: Am besten mit Kohlefaser
Carbon-Fasern sind im Yachtbau nicht neu. Ihr Einsatz hat sich besten bewährt. Wenn man hochwertige Produkte anschafft und diese dann im Rahmen der Vorgaben nutzt, bietet Carbon unvergleichliche Vorteile gegenüber Aluminium oder GfK. Und vor allem: Es ist leicht! Arno geht seine SALICORNIA vom Heck bis zum Bug, vom Kiel bis zum Topp durch und optimiert Gewicht, wo er nur kann. Wenn möglich, durch einfaches Weglassen: So ist die Pantry komplett leer geräumt (also auch kein Herd), die Türen sind entfernt, der Cockpittisch ebenfalls. Wo notwendig, werden leichtere Teile angeschafft.
Das beginnt bei den Steuerrädern, die er bei Carbonautica aus Voll-Carbon ordert. Das spart insgesamt noch nicht sehr viel, was sich aber sehr wohl an der Kranwaage bemerkbar macht, das ist das Rigg. Im Standard ist die FIRST 36 mit einem Aluminiummast ausgestattet. Der bietet Hobby-Racern und Seglern, die flott unterwegs sein wollen schon mehr als genug Potenzial: Das letzte bei einer Regatta aber holt dann eben doch nur Carbon raus. Arno ordert den Axxon-Mast der rumänischen Kohle-Spezialisten.
Zum Mast gehört selbstverständlich der passende Baum. Dass SALOCORNIA ohne Lazy Bag gesegelt wird, versteht sich von selbst. Neben diesen großen Carbon-Teilen, findet sich überall an Deck Kohlefaser. Hier und da stattet er fliegend gefahrene Blöcke oder Augen mit Carbon-Schutzmatten aus, die Wanten – ein besonders aufregend schönes Detail – sind selbstverständlich auch aus dem schwarzen Material gefertigt. „In den Wantenspannern befinden sich Last-Sensoren“, erklärt Arno. „Ebenfalls vorn im Stampfstag. Damit können wir das Rigg bis an die Bruchlast-Grenze fahren. Echte Zahlen und Messwerte, keine Schätzungen oder diffuses Bauchgefühl!“ Diese Technologie bietet echte Vorteile im Rennen, denn tendenziell segeln Skipper nie wirklich an die Belastungsgrenzen ihrer Boote. Arno weiß hingegen jederzeit, ob und wie viel Marge er noch hat.
Ganz Racer, ist das Cockpit seiner Yacht mit maßgefertigtem EVA von SeaDek belegt, auf den Laufdecks und der Kajüte hat er Awl-Grip aufgebracht: Bei den vielen Segelwechseln ist ein rutschfester, sicherer Halt unbedingt wichtig. Wenn man des nachts nach vorn zum Bug muss, kann selbst ein Ostsee-Sturm so gefährlich Kap-Horn werden. Arno wechselt das komplette laufende Gut aus: Gottifredi Maffioli, beste Wahre: „Der Werftstandard mit Robline ist nicht schlecht, verstehe mich nicht falsch“, sagt er: „Aber wenn wir bis an die Bruchlast-Grenze gehen, müssen auch die Leinen 100% das Beste sein, was es gibt. Wer A sagt, der muss dann auch konsequent B sagen und den Weg weiter gehen …“, meint er, grinst und wuchtet den nächsten Gennaker-Segelsack nach oben.
„Ich bin in 4 Jahren nicht ein einziges Mal im Reff gesegelt …“
Apropos Segel: Da hat SALICORNIA auch einige Überraschungen parat. Ab Werft kann man die FIRST 36 mit den OEM-Segeln von North Sails ordern. Arno meint, dass die meisten ernsthaften Regatta-Segler, die er kennt, sowieso ihre angestammten Segelmacher haben. Gut, dass man die Boote bei BENETEAU auch ohne Garderobe kaufen kann. Für Arno sind es die Rennlaminate von Quantum Sails: Maßgefertigt nach seinen Vorgaben. Und die hatte er am besten dreimal nachzumessen, denn Arnos FIRST 36 ist auch hier alles andere als Standard.
Der um custom gefertigte Bugspriet von SALICORNIA ist ein prägendes optisches Merkmal des Bootes. In Zusammenarbeit mit dem Yacht-Optimierer Max Gurgel haben sie einen um satte 1.5 m längeren Bugspriet entwickelt und maßfertigen lassen. Dadurch werden vor allem Leichtwindsegel mit deutlich mehr Segelfläche möglich. „Der Code 0 ist eine absolute Waffe!“, meint Arno und lächelt: Durch diesen Kniff konnte er die Schwachwind-Leistung des Bootes deutlich steigern. Am langen Spriet sind zudem nochmals größere Gennaker möglich – hier entsteht die Power, die SALICORNIA ausmacht!
Neben dem Bugspriet fällt Kennern ein weiteres Detail auf: Arno hat einen permanenten Anschlagspunkt für ein Babystag knapp hinter den Ankerkasten gesetzt. Das Auge wirkt außen an Deck eher unscheinbar – unten, im Vorschiff, sieht man, welcher Aufwand das war: Ein Stahlwant mitsamt Spanner geht bis hinab zu einem Pütting. Alles Einzelanfertigung. An diesem neuen Babystag kann Arno nun eine kleine Fock fahren oder ein echtes Sturmsegel. „Keine Kompromisse durch gerollte Segel! Die sind nett und praktisch beim Fahrtensegeln, aber ein No-go auf der Regatta.“ Durch die vielen Anschlagsmöglichkeiten kann SALICORNIA bei allen Windstärken und auf allen Windkursen die optimalen Segel fahren – und zwar an Stagreitern und nie gerefft. Er sagt, dass er dadurch in den vier Saisons, die er nun auf der FIRST 36 segelt, noch nicht ein einziges Mal gerefft gesegelt ist …
Im Umkehrschluss heißt das, dass die Segelgarderobe auf SALICORNIA satte vierzehn (!) unterschiedliche Segel umfasst. An Bord dieser FIRST 36 wird also geschuftet, wie auf einer TP-52 oder IMOCA: Bis auf die großen Leichtwindsegel sind Rollreffanlagen nicht zu finden. Statt dessen setzt Arno auf Stagreiter. Interessantes Detail: Seine Vorsegel sind mit ganz speziellen Hooks ausgestattet, die in die Clews eingearbeitet sind. Damit können Schoten beim Segelwechsel einfach eingehangen werden, anstatt umständlich zweimal den Palstek knoten zu müssen. Es zählt halt jede Sekunde …
Welcher FIRST-Typ sind Sie?
Die Arbeit an SALICORNIA hat sich gelohnt. Auch hier konnte Arno knapp eine halbe Tonne Gewicht einsparen. Es war ein langer Weg. Einer, der zudem noch nicht zu Ende ist: „Es gibt immer etwas zu optimieren. Da ist wohl jeder Boots-Eigner gleich“, meint er. Zurzeit arbeitet er an der Installation einer elektrischen Verstellung der Anstellwinkel beider Ruderblätter. Die Anlage selbst ist schon eingebaut, das Bedien-Paneel aber vorerst nur provisorisch befestigt. Mit „toe in“ und „toe out“ kann Arno während des Segelns signifikant die Spurtreue der Yacht verändern: „Auf Vorwindkursen gehst du „toe in“ und das Boot fährt deutlich steifer, merklich stabiler … und geht nur noch geradeaus, wie ein Volvo!“, meint er.
Der sympathische Hamburger darf zurecht stolz auf SALICORNIA sein: Alles Tuning ist dem einen Ziel untergeordnet, nämlich im Rahmen des Möglichen und des Sinnvollen die Performance der Yacht zu steigern. Geschaffen hat Arno damit eine höchst interessante, sehenswerte und vor allem, eine erfolgreiche FIRST 36: Der Sieg in ORC 1 beim prestigeträchtigen Baltic 500 ist nur ein Kapitel im Palmarés des Bootes. Nur ein Wochenende später nimmt Arno an der Brassfahrt des LYC teil. 100 Seemeilen im Dreieck, diesmal Single Handed. „Ich wollte man ausprobieren, wie eine Regatta solo so ist.“ SALICORNIA fährt auch hier auf den ersten Platz …
Und wie sieht es bei Ihnen aus? Fühlen Sie sich ein wenig angefixt von Arnos Geschichte oder der neuen FIRST 36 SE? Das ist eben das Schöne an diesen Booten – sie können von flinkem Tourensegeln bis zum knallharten ORC-Racing alles sein, was Sie sich als Eigner von ihnen wünschen. Ob Sie, so wie Arno es getan hat, eine FIRST 36 ganz individuell nach Ihren Vorstellungen um- und ausbauen, tunen, sozusagen, oder gleich den Turbo mit der SE-Variante zünden, das ist natürlich Ihre Entscheidung: Lassen Sie uns als Ihre BENETEAU-Spezialisten Ihre Partner auf dem Weg dahin sein.
FIRST erleben: In der Werft, beim Silverrudder oder Exklusiv-Terminen
Gern senden wir Ihnen die Informationsunterlagen und die aktuellen Options- und Preislisten für die FIRST 36 und/oder die FIRST 36 SE zu – senden Sie uns einfach eine Email bei Interesse. Sie möchten die FIRST 36 einmal live sehen oder zur Probe segeln? Gern machen wir dies für Kaufinteressenten möglich: Zum Beispiel am Herstellungsort in Slowenien inklusive Werftführung. Beim diesjährigen Silverrudder werden einige FIRST 36 an den Start gehen – ggf. auch die FIRST 36 SE der Werft. Hier werden wir Sie gern separat informieren und Termine vor Ort arrangieren.
Wir bedanken uns bei Arno für den Schiffsrundgang und die exklusiven Einblicke in das Tuning seiner Yacht! Dir alles Gute, Mast & Schotbruch und ein gutes Händchen bei den kommenden Regatten, Arno. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme zur FIRST 36 und FIRST 36 SE. Apropos: Falls Sie sich jetzt fragen, ob und wann eine SE-Version der neuen FIRST 30 herauskommt – da können wir vielleicht zur BOOT Düsseldorf im Januar 2026 etwas sagen. Vielleicht auch schon früher …